Der lange Weg zum Coming-out


Das Coming-out gehört für die meisten Homosexuellen zu den turbulentesten Zeiten in ihrem Leben: Zwischen dem ersten unsicheren Gefühl des "Andersseins als andere" bis hin zu einem offenen schwulen oder lesbischen Leben vergehen oft Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte. Das Alter, in dem besondere Gefühle für das eigene Geschlecht bemerkt werden, ist individuell verschieden.


Nach der Studie "Sie liebt sie. Er liebt ihn" im Auftrag des Berliner Senats sind sich junge Männer allerdings meistens schon während ihrer Pubertät über ihre Gefühle im Klaren, bei den Mädchen dauert das Coming-out etwas länger. Demnach haben 42 Prozent der jungen Frauen und 62 Prozent der jungen Männer ihr Coming-out vor dem 18. Lebensjahr. 25 Prozent der Frauen und 14 Prozent der Männer erleben es nach dem 20. Lebensjahr. Das Durchschnittsalter der ersten lesbischen sexuellen Erfahrung liegt bei 18,7 Jahren, das der ersten schwulen sexuellen Erfahrung bei 17,1 Jahren. Demnach ist der erste schwule oder lesbische Sex offensichtlich nicht der Auslöser des Coming-outs, sondern bestätigt eher die vorhandenen Gefühle.


Anders als andere: Stationen des Coming-outs

"Ich bin irgendwie anders als andere", dieses diffuse Gefühl spüren Jugendliche meist schon im Alter von vierzehn Jahren. Mitten in der Pubertät löst dieses Gefühl bei vielen Unsicherheit, Zweifel und Wut aus, die nicht selten in eine existenzielle Krise führen. Selbstmordversuche kommen laut Berliner Studie bei homosexuellen Jugendlichen viermal so oft vor, wie bei heterosexuellen Altersgenossen. Die Jugendlichen vermeiden das Thema Homosexualität, gehen allem aus dem Weg, was irgendwie auf Lesben oder Schwule hinweisen könnte. Einige leugnen sogar vehement ihr Anderssein, bei Jungs wird die Unsicherheit häufig durch extremes "Macho-Gehabe" überspielt.

Das, was sich zu diesem Zeitpunkt in der Gefühlswelt abspielt, hat oft noch keinen Namen. Erst später wird dann das Anderssein als lesbisch, schwul oder bisexuell erkannt. Psychologen nennen dieses Eingeständnis vor sich selbst das "Innere Coming-out".

Wenn sich die Jugendlichen auf diese Weise über ihre Gefühle klar geworden sind, wenden sie sich in den meisten Fällen zuerst an Freunde. Die meisten schwanken dabei zwischen der Angst, zurückgewiesen zu werden, und der Hoffnung, sich endlich offenbaren zu können. Ist dieser Schritt geschafft, suchen viele zum ersten Mal ganz bewusst die Gemeinschaft anderer
Schwuler und Lesben. Einige haben jetzt ihre ersten homosexuellen Liebesbeziehungen. Bis zum Coming-out vor den Eltern oder am Arbeitsplatz ist es oft trotzdem noch ein langer Weg.

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