Hiv und Aids
 
HIV HIV ist ein englisches Kürzel für Human Immunodeficiency Virus und bedeutet soviel wie "menschliches Immunschwäche-Virus". Das macht schon deutlich, wie das Virus funktioniert. Das Virus schwächt die Fähigkeit deines Körpers, Krankheitserreger abzuwehren.
Ansteckung Bereits kurz nach einer Ansteckung vermehrt sich Hiv sehr stark. In dieser ersten Zeit nach der Ansteckung ist das Ansteckungsrisiko für andere auch besonders hoch. Bei den meisten treten in den ersten Wochen grippeähnliche Symptome auf, die aber nach ein bis zwei Wochen wieder abklingen.
 
Verlauf Der weitere Verlauf ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Bis zum Auftreten erster Krankheitszeichen - z.B. andauernde Lymphknotenschwellungen an mehreren Stellen (Achseln, Leisten), starker Nachtschweiß und lang anhaltendender Durchfälle - können Jahre vergehen. Bei fortgeschrittener Abwehrschwäche kann es dann zu "opportunistischen Infektionen" kommen (sie "nutzen" die Schwäche aus um sich zu vermehren), zu Allergien oder zum Wachstum verschiedener Krebsarten. 
Aids AIDS ist ebenfalls ein englisches Kürzel, heisst Acquired Immune Deficiency Syndrome und bedeutet soviel wie "erworbenes Immunschwäche-Syndrom". Von Aids spricht man, wenn das Immunsystem stark beeinträchtigt ist und sich dadurch bestimmte Infektionskrankheiten (z.B. die PcP, eine Form der Lungenentzündung) oder Tumore (z.B. das Kaposi-Sarkom) entwickeln können.
Impfung?
Heilung?
Schutz!
 
Es gibt keine Impfung gegen Hiv!

Es gibt nach wie vor auch kein Heilmittel gegen Aids!

 

Behandlung?! Auch wenn es kein Heilmittel gegen Aids gibt: die Medizin macht Fortschritte. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Medikamenten gegen die Vermehrung von Hiv, die den Verlauf der Infektion verzögern, die Lebensqualität von Infizierten verbessern und die "Überlebenszeit" verlängern können.
Wirkung
Nebenwirkung
Resistenzen
Die Medikamente sprechen nicht bei jedem an; außerdem haben sie zum Teil heftige Nebenwirkungen, 
  • z.B. Durchfälle
  • Nervenentzündungen
  • Fettverteilungsstörungen - eingefallene Wangen, "Stiernacken", "Proteasebauch",
und können auf lange Sicht schwere Schäden verursachen (z.B. an der Leber). 

Und da das Virus sich unglaublich schnell verändert, kommt es auch häufig zu Resistenzen, d.h., Medikamente verlieren ihre Wirkung.

 

HIV-Test


Information und Beratung!

Hier wollen wir dir - etwas textreich, aber dennoch lediglich - erste Informationen in Sachen Hiv-Test und erste Anstöße bei der Überlegung geben, ob für dich ein Hiv-Test in Frage kommt oder nicht. Weiterführende schriftliche und mündliche Informationen erhälst du bei uns in der Aids-Hilfe, im Gesundheitsamt sowie bei einer Ärztin oder einem Arzt deines Vertrauens. Vor einem Hiv-Test sollte in jedem Fall ein persönliches und eingehendes Beratungsgespräch erfolgen, das helfen kann bei deiner individuellen Abwägung der Vor- und Nachteile eines Hiv-Tests. Solche Beratungsgespräche bieten die Aids-Hilfe, das Gesundheitsamt sowie Ärztinnen und Ärzte. Die Aids-Hilfe kann dir auch behilflich sein bei der Suche nach einer in diesem Bereich kompetenten und erfahrenen Ärztin bzw. nach einem ebensolchen Arzt.

Test: wann und warum?

Wer sich testen lassen will, hat sich entschieden, es wissen zu wollen. Der Hiv-Test bestätigt, dass eine Infektion mit dem Immunschwächevirus Hiv vorliegt, oder er schließt dies aus. Der Test gibt somit frühzeitig Informationen über dieses eine Gesundheitsrisiko.

Es gibt vernünftige medizinische Gründe, sich testen zu lassen. So kann eine frühzeitige Erkennung einer Hiv-Infektion eine entsprechende medizinische Behandlung ermöglichen und diese Behandlung kann den Verlauf der Infektion beeinflussen und das Risiko, an Aids zu erkranken, mindern, aber nicht ausschließen.

Es gibt aber genauso vernünftige psychologische oder persönliche Gründe, die Gewissheit, dass eine Hiv-Infektion vorliegt, nicht zu wünschen. Meist ist diese Gewissheit nämlich mit schweren Belastungen verbunden. Meist ist es schwierig, mit dieser veränderten Lebensvoraussetzung umzugehen und neue Lebensperspektiven zu erarbeiten und anzunehmen.

Sinnvoll ist ein Hiv-Test unter fast allen Umständen nur dann, wenn tatsächlich die Möglichkeit einer Hiv-Infektion vorliegt, und das heißt fast immer, wenn du nicht-safen Sex praktiziert (vergleiche: Safer Sex) oder unter nicht-safen Formen Drogen gebraucht (vergleiche: Safer Use) hast.

Folgende Fragen sind also vor einem Hiv-Test zu beantworten:

  • Hatte ich ein Risiko?
  • Brauche ich über diese eine Gesundheitsgefährdung Gewissheit?
  • Brauche ich diese Gewissheit gerade jetzt?

In jedem einzelnen Fall werden die Antworten anders ausfallen. Immer ist eine persönliche Entscheidung notwendig, denn niemand darf gegen seinen Willen getestet werden. Heimliche Tests gegen deinen Willen sind verboten und strafbar. Glücklicherweise hast du bei aller Unruhe und Nervosität Zeit, die Fragen in Ruhe zu beantworten und die Entscheidung zu überlegen, denn es gibt nur sehr wenige medizinische Notfälle oder andere Gründe, die eine sofortige Klärung notwendig machen. Die Entscheidung ist deine, aber du solltest nicht zögern, dich schon im Vorfeld dieser Entscheidung beraten zu lassen. Neben anderen Möglichkeiten steht die Aids-Hilfe mit ihrem Beratungsangebot hierfür zu deiner Verfügung.
 
 
Test: was und wie?

Hiv-Tests können eine Infektion mit dem Immunschwächevirus, dem Hi-Virus, nachweisen. Dabei sind folgende zwei wichtige Einschränkungen zu beobachten:

  • Die Tests zeigen eine Infektion erst an, wenn die Viren sich über eine Zeitspanne hinweg im Körper vermehren konnten und der Organismus mit der Produktion sogenannter Antikörper auf sie zu reagieren beginnt. Diese Zeitspanne, die auch "diagnostische Lücke" genannt wird, ist je nach Testverfahren unterschiedlich lang. Beim häufigsten Testverfahren, dem Antikörpertest, sind erst zwölf Wochen nach einer möglichen Infektion zuverlässige Testergebnisse möglich. Ein negatives Testergebnis - also ein Testergebnis, dass keine Antikörper gegen Hiv nachgewiesen werden konnten - beschreibt also nur den Zustand von vor zwölf Wochen und sagt, falls du dich in diesem Zeitraum erneut unsafe sexuell oder drogengebrauchend verhalten hast, nichts über deine aktuelle Situation aus.
  • Es gibt keinen Routinetest, der darüber etwas sagen könnte, wie lange die Infektion bereits besteht.

Grundsätzlich kann eine Hiv-Infektion auf zwei verschiedenen Wegen nachgewiesen werden:

  • Anhand der Abwehrstoffe, der Antikörper, die der Mensch gegen das Virus bildet: der Antikörpertest
  • Anhand der Viren im Körper: der Virusnachweis

Antikörpertest

Erst etwa zwölf Wochen nach dem Kontakt mit einer ausreichend großen Virusmenge sind bei Infizierten Antikörper gegen Hiv nachzuweisen. Vor Ablauf dieser Frist sind sie nicht immer mit Sicherheit feststellbar; sehr selten sind sie erst später nachweisbar.

Der Antikörpertest läuft - wenn möglich ausgehend von ein und derselben Blutprobe - über zwei Stufen:

Die erste Stufe, der Suchtest, hat das Ziel, alle Infektionen möglichst empfindlich zu erkennen und keine zu übersehen. Der Nachteil dieses Suchtests ist, dass er manchmal reagiert, also Antikörper gegen das Virus anzeigt, obwohl keine Infektion besteht.

Ist das Ergebnis des Suchtests negativ, zeigt sich also hierbei kein Hinweis auf eine Infektion, gilt dieses Ergebnis als sicher und wird so an dich weitergegeben.

Ist das Ergebnis des Suchtests positiv, sind also Antikörper nachgewiesen, oder ist das Ergebnis unklar, muss immer auf einer zweiten Stufe, in einem weiteren Test - in einem sogenannten Bestätigungstest - geprüft werden, ob es sich tatsächlich um Hiv-Antikörper handelt. Erst danach wird das Ergebnis dann als sicher angesehen und dir mitgeteilt. Bei den beiden Tests - dem Suchtest und dem Bestätigungstest - werden unterschiedliche Laborverfahren eingesetzt. Die Durchführung dieser beiden Tests dauert meist bis zu zwei Wochen - die Ärztin oder der Arzt wird vor dem Test Auskunft darüber geben, wann mit einem Ergebnis zu rechnen ist.

Es gibt sogenannte Schnelltests, die den Zeitaufwand für den Suchtest (nicht aber für den Bestätigungstest) vermindern, aber ebenfalls erst zwölf Wochen nach einer Ansteckung, sprich nach einem Risikoverhalten, Antikörper nachweisen können. Ebenfalls gibt es sogenannte Heimtests, die Urin, Speichel oder einzelne Bluttropfen testen. Damit lässt sich aber nur scheinbar Zeit sparen, denn sie sind weit weniger zuverlässig als das beschriebene Laborverfahren und ihr Ergebnis müsste immer in eben einer solchen Laboruntersuchung bestätigt werden. In Deutschland sind diese Hiv-Schnell- und -Heimtests nicht zugelassen. Mit ihnen ist keine Beratung verknüpft und sie können zudem missbraucht werden. Deshalb raten wir dringend von solchen Hiv-Schnell- und -Heimtests ab. Sie schaffen keine Gewissheit, sondern vermehren nicht selten die Unklarheiten!

Virusnachweis

Schon vor dem Auftreten von Antikörpern gegen das Hi-Virus befinden sich im Blut Hi-Viren und Hi-Virenbestandteile. Um das Hiv nachzuweisen müssen die Viren aus einer Blutprobe in einem Laborverfahren künstlich vermehrt werden. Die Verfahren, die es dafür gibt, sind teurer, zeitaufwendiger und weisen größere Fehlerquellen auf als der oben beschriebene Antikörpertest. Der direkte Virusnachweis wird deshalb nur in ganz bestimmten Sonderfällen, z.B. bei der Untersuchung von Neugeborenen hiv-infizierter Mütter, eingesetzt. Der Nachweis von Hi-Virusbestandteilen kann etwa sechs bis acht Wochen nach einer Infektion, sprich nach einem Risikoverhalten, erfolgen. Der Test ist aber nicht sehr empfindlich, oft werden trotz vorhandener Infektion keine Reaktion gemessen. Auch dieser Test wird somit nur in ganz bestimmten Sonderfällen eingesetzt, wenn es darum geht die "diagnostische Lücke" zu verringern.

Testablauf

Alle Ärztinnen und Ärzte sind berechtigt in Zusammenarbeit mit entsprechenden Fachlabors Hiv-Tests durchzuführen. Die Kosten werden meist von der Krankenversicherung getragen. In Praxen und Kliniken wird dein Name dokumentiert, der Test ist also nicht anonym. Das Personal, das mit dem Test und dem Ergebnis zu tun hat, unterliegt der beruflichen Schweigepflicht. Es gibt jedoch Situationen, wo du die Ärztin oder den Arzt von der Schweigepflicht entbinden musst, z.B. wenn du eine private Krankenversicherung, eine Altersvorsorge- oder Lebensversicherung (ab einer bestimmten Höhe) abschließen willst.

Das Gesundheitsamt führt Hiv-Tests anonym und kostenlos durch, übernimmt aber keine weitergehende medizinische Betreuung oder Behandlung.

Die Aids-Hilfe bietet persönliche und anonyme Beratung, führt den Hiv-Test aber nicht selbst durch.

Beratung sollte immer auch vor dem Test stattfinden. Dabei geht es darum, gemeinsam zu überlegen, ob überhaupt ein Infektionsrisiko bestanden hat und wie es künftig vermieden werden kann, was für und gegen den Test spricht und was ein positives Testergebnis für dich bedeuten würde. Nach der Beratung solltest du dir einige Tage Bedenkzeit nehmen und erst dann entscheiden. Ohne deine ausdrückliche Einwilligung darf in Deutschland nicht getestet werden.

Von der Blutentnahme bis das Testergebnis vorliegt, vergehen bis zu zwei Wochen. Darüber solltest du dir genauer vor dem Test erkundigen, damit deine Ungeduld und Unuhe in der Wartezeit nicht noch unnötig ansteigen. Versuch dich abzulenken - auch deine allergrößten Sorgen werden nichts mehr am Testergebnis ändern können.

Das Testergebnis sollte dir immer im persönlichen Gespräch mitgeteilt werden und nicht etwa telefonisch oder schriftlich, denn - vor allem ein positives - Testergebnis kann eine Krise auslösen, die niemand vorhersehen kann. Wichtig ist, sich jetzt mit Menschen zu beraten, die in der Bewältigung solcher Situationen Erfahrung haben. Auch hierfür steht dir die Aids-Hilfe mit ihrem Beratungsangebot zur Verfügung.
 

Test: für und gegen?

Ein Hiv-Test bringt, wenn sein Ergebnis positiv ist, d.h. wenn er eine Hiv-Infektion anzeigt, die Gewissheit, mit dem Hi-Virus infiziert zu sein, bzw., wenn sein Ergebnis negativ ist, d.h. wenn er keine Hiv-Infektion anzeigt, die Gewissheit, vor zwölf Wochen noch nicht mit dem Hi-Virus infiziert gewesen zu sein.

Was spricht für und gegen die Gewissheit durch den Test?.

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für
gegen
Im Prinzip spricht alles dafür.

Was kann falsch daran sein, zu wissen, wie es gesundheitlich um mich steht? Wenn ich um meine Hiv-Infektion weiß, lassen sich die damit verbundenen Gesundheitsrisiken mindern. Unter Umständen können andere dann besser geschützt werden. Wissen erleichtert es, verantwortungsvoll zu handeln. Das Wissen, dass keine Hiv-Infektion vorliegt, ist nicht nur beruhigend, sondern kann oft auch eine wichtige Information sein.

Im Prinzip spricht nichts dafür.

Hiv ist ja nur eines von vielen anderen, ähnlich gefährlichen Gesundheitsrisiken. Mit der Ungewissheit lässt sich besser leben. Gewissheit kann unerwünschte Folgen haben.


Auf Wunsch anderer solltest du dich niemals testen lassen. Dein Testergebnis ist für andere nicht wirklich eine Hilfe. Für dich bedeutet das Testergebnis aber unter Umständen eine schwierige neue Situation. Niemand hat das Recht, auf dich Druck auszuüben. Der Test ist eine freiwillige Sache.
Wenn du Krankheitszeichen hast, die länger bestehen, schlecht behandelbar erscheinen und möglicherweise auf eine Schwäche des Immunsystems zurückgehen, kann das ein vernünftiger Grund für einen Test sein: entweder um eine Hiv-Infektion auszuschließen oder um sie möglichst früh nachzuweisen. Anders als noch vor wenigen Jahren lässt sich der Verlauf der Erkrankung heute beinflussen, vorausgesetzt du kannst medizinisch begleitet und bei Bedarf behandelt werden. Keine Ärztin und kein Arzt darf vor einer medizinischen Behandlung, z.B. vor einem chirurgischen Eingriff, einen Hiv-Test verlangen. Wenn die üblichen Hygienevorschriften eingehalten werden, ist jedes Risiko für das medizinische Personal praktisch ausgeschlossen. Und: Ärztinnen, Ärzte und Krankenhäuser dürfen dir keine Behandlung verweigern, nur weil du dich nicht testen lassen willst. Heimliche Tests auch in Verbindung mit medizinischer Behandlung sind in Deutschland verboten und werden juristisch als Körperverletzung bewertet.
Hast du begründete Sorgen, dich angesteckt zu haben, so spricht dies meist dafür, dass du dich testen lässt und so Gewissheit verschaffst. Es ist allerdings sinnvoll, zunächst in einem Beratungsgespräch zu klären, ob tatsächlich die Gefahr einer Ansteckung bestanden hat. Wiederholte Hiv-Tests in kürzeren zeitlichen Abständen sind fast nie ratsam. Hast du den Wunsch, dich immer wieder testen zu lassen, sollte dies dich eher nachdenklich stimmen. Könnte es sein, dass du der Gefahr von Hiv-Infektionen eine zu große Bedeutung beimisst und dabei anderes aus dem Blick verlierst? Wiederholte Tests verringern nicht die Hiv-Infektionsgefahr! Besser wäre es, wenn du Ansteckungsgefahren konsequent vermeiden (Safer Sex und Safer Use) und auch andere Gefahren deines Lebens bewusster wahrnehmen und sie - wo möglich - mindern würdest.

Auch wenn du die Möglichkeiten zum Schutz vor der Hiv-Infektion - warum auch immer - nicht genutzt hast, solltest du nicht übereilt zum Test laufen. Über die unmittelbare Vergangheit sagt der Antikörpertest sowieso nichts aus.

Die medikamentöse Frühbehandlung nach möglicher Ansteckung mit dem Hi-Virus (Postexpositionsprophylaxe, PEP) ist kein Grund für einen Hiv-Test. Diese Behandlung erfolgt unmittelbar nach einer möglichen Hiv-Übertragung und kann also ein Testergebnis nicht abwarten.

Neue Partnerschaften sind oft ein wichtiger Anlass für Hiv-Tests. Sofern früher ein Infektionsrisiko bestanden haben könnte und jetzt der Wunsch nach ungeschütztem Sex aufkommt, kann das auch Sinn machen. Erst das Testergebnis gibt Auskunft darüber, ob ein Verzicht auf Schutz vor Ansteckung keine oder keinen von euch gefährdet. Auch hier muss die "diagnostische Lücke" natürlich berücksichtigt werden, das heißt, dass früheres Risikoverhalten beim Test mindestens zwölf Wochen zurück liegen muss. "Vorbeugend" im eigentlichen Sinne ist der Hiv-Test nicht. Der Test ersetzt somit nicht Safer Sex. Wenn der Schutz vor Hiv an erster Stelle stehen soll, kann auf Safer Sex eigentlich nur in einer festen Partnerschaft verzichtet werden, und zwar nur dann, wenn du und deine Partnerin oder dein Partner beide negativ getestet seid und entweder ausschließlich miteinander Sex habt oder beim Sex mit anderen die Regeln zum Schutz vor Hiv einhaltet. Der Test ist kein Freibrief, der dich davon freispricht, Übertragung des Virus durch verantwortungsbewusstes Verhalten zu verhindern. Dies gilt beim Sex ebenso wie beim Gebrauch von Drogen und bei Maßnahmen der Ersten Hilfe.
Schwangerschaften (vergleiche mit dem entsprechenden Stichwort unter dem Menüpunkt Schutz) sind ebenfalls ein häufiger Grund für Hiv-Tests. Unbehandelt übertragen hiv-infizierte Mütter in 15 bis 20 % der Fälle das Virus auf das ungeborene Kind. Behandlung der Mutter - gegebenenfalls auch erst in der späten Schwangerschaft - und Kaiserschnitt-Entbindung kann das Risiko auf 2 % senken. Dennoch gibt es auch hier selbstverständlich keine Verpflichtung zum Hiv-Test - auch hier sollte vor der Entscheidung eine ausführliche Beratung stattfinden.
Bei einem Arbeitsunfall mit infektiösem Material, bei dem eine Ansteckung möglich erscheint, sind aus rechtlichen Gründen gleich mehrere Hiv-Tests notwendig. Um auszuschließen, dass bereits vorher eine Hiv-Infektion vorlag, muss unmittelbar nach dem Vorfall getestet werden. Mithilfe von mehreren Tests in vorgeschriebenen Zeitabständen lässt sich das eventuelle Auftreten von Hiv-Antikörpern dann ziemlich eindeutig auf den erlebten Arbeitsunfall zurückführen. Ein Arbeitgeber darf bei einer Einstellungsuntersuchung oder einer arbeitsmedizinischen Untersuchung nicht einen Hiv-Test verlangen.
Vor Abschluss einer Lebensversicherung oder einer privaten Altersvorsorgeversicherung ab einer bestimmten Höhe darf das Versicherungsunternehmen einen negativen Hiv-Test verlangen. Gesetzliche Krankenversicherungen dürfen einen Hiv-Test nicht verlangen.

Private Krankenversicherungen dürfen fragen, ob ein Test durchgeführt wurde, und wenn ja, wie sein Ergebnis war. Beantwortest du diese Frage(n) wissentlich falsch, riskierst du den Versicherungsschutz zu verlieren.

 

Blut-, Samen und Organspenden werden sehr genau geprüft, um die Empfängerin oder den Empfänger vor einer Übertragung von Hiv zu schützen. Die Spenderin oder der Spender wird auf ein mögliches Infektionsrisiko befragt und alle Spenden werden auf Hiv, Hepatitis B und Hepatitis C untersucht. Vermutest du hiv-infiziert zu sein, solltest du nicht diesen Um- oder Schleichweg einer solchen Spende wählen, sondern das Testangebot einer Arztpraxis oder des Gesundheitsamtes sowie das Beratungsangebot der Aids-Hilfe nutzen.


 

Nach dem Test: negativ oder positiv?

Entweder: Der Test ist negativ ...

Statistisch gesehen ist dies das wahrscheinlichste Ergebnis, denn die Hiv-Infektion ist in Europa bisher eher selten. Von den bisher in Deutschland durchgeführten Tests waren etwa 0,25 % (also 1 von 400 Tests) positiv und entsprechend 99,75 % (also 399 von 400 Tests) negativ. Anders sieht dies in den von Aids besonders betroffenen Gruppen aus, wie z.B. bei Schwulen und anderen Männern, die Sex mit Männern haben, bei Menschen, die Drogen spritzen, und bei Frauen, die nicht amtlich gemeldet als Huren tätig sind. Gehörst du zu einer dieser Hauptbetroffenengruppen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du ein positives Testergebnis erhälst, ungleich größer.

"Negativ" bedeutet, dass keine Hiv-Infektion nachgewiesen wurde, das heißt, dass jedenfalls bis etwa 12 Wochen vor dem Test keine Hiv-Infektion stattgefunden hat. Ein negatives Testergebnis sagt also etwas über die Vergangenheit aus und nichts über Gegenwart und Zukunft. Bist du negativ getestet worden, hast du weiterhin ein Hiv-Ansteckungsrisiko, wenn du die Regeln zum Schutz vor Hiv-Infektionen (vornehmlich Safer Sex und Safer Use) nicht kennst oder nicht anwendest.

"Falsch negativ" werden Ergebnisse genannt, bei denen der Test nicht reagiert hat, obwohl eine Hiv-Infektion vorliegt. Bei den heute in den Labortests verwendeten Verfahren passiert dies nur äußerst selten, denn die Tests sind sehr empfindlich und werden laufend angepasst, z.B. wenn neue Virusvarianten gefunden werden. Ganz anders verhält es sich bei den oben beschriebenen Heimtests, die unzuverlässig und deshalb in Deutschland nicht zugelassen sind.

Oder: Der Test ist positiv ...

"Falsch positive" Testergebnisse sind bei den üblichen Nachweisverfahren mit einem wie oben beschriebenen und vorgeschriebenen Bestätigungstest praktisch ausgeschlossen. Ist dein Hiv-Test "positiv", heißt das also, dass eine Hiv-Infektion vorliegt, dass du hiv-infiziert bist. Wie lange schon, kann niemand sagen.

Wenn du hiv-positiv bist, hast du - zusätzlich zu den sonstigen Gesundheitsrisken - eine hohe Wahrscheinlichkeit, irgendwann an Aids zu erkranken. Bei manchen kommt es auch nach sehr vielen Jahren kaum zu Krankheitszeichen. Und jedes der vielen anderen Gesundheitsrisiken kann dich treffen, noch bevor das Hi-Virus dich krank macht.

Wenn du hiv-positiv bist, brauchst du nicht immer und unbedingt gleich eine medizinische Behandlung. Bei einem positiven Testergebnis ist es zunächst - und in bestimmten Abständen immer wieder - sinnvoll, in weiteren Untersuchungen die aktuelle Leistungsfähigkeit deines Immunssystems und die Aktivität von Hiv in deinem Körper zu bestimmen. Erst dann zeigt sich, wie akut die Frage "Therapie - ja oder nein?" ist. Eine Behandlung mit Medikamenten, die sich speziell gegen das Virus richten, soll nicht erst bei fortgeschrittener Immunschwäche beginnen. Aber bis heute ist nicht sicher geklärt, in welchem Stadium der Krankheit die besten Erfolge zu erwarten sind. Sicher ist hingegen: Keiner der heute verfügbaren Wirkstoffkombinationen kann die Hiv-Infektion heilen. Auf jeden Fall ist es ratsam, sich von einer spezialisierten Ärztin oder einem spezialisierten Arzt über die Behandlungsmöglichkeiten informieren zu lassen und sich dann in Ruhe zu entscheiden. Die Aids-Hilfe kann dir helfen eine solche Ärztin oder einen solchen Arzt zu finden und dich auch beratend begleiten.

Ein positives Testergebnis lässt oft vergessen, dass es neben Hiv noch so viel anderes gibt, was die Gesundheit gefährdet. Nach heutiger Erkenntnis kann der Verlauf der Hiv-Infektion günstig beeinflusst werden, wenn solche allgemeine Risiken gemindert werden, z.B. durch Änderungen in deiner Lebensführung, ausreichend Schlaf und möglichst wenig Belastungen, ausgewogene Ernährung, Sport und aktive Freizeitgestaltung.

Bei all diesen Fragen, die sich nun stellen, führt kein Weg an der eigenen Entscheidung vorbei. Immer bleibt auch genügend Zeit, um sich Rat zu holen, z.B. in spezialisierten Praxen, Ambulanzen oder Kliniken, und in Ruhe darüber nachzudenken. Dies ist besonders wichtig, wenn die Hiv-Infektion in der Schwangerschaft festgestellt wird (vergleiche mit dem entsprechenden Stichwort unter dem Menüpunkt Schutz). Hier sind genaue Informationen darüber nötig, was getan werden kann, um das Risiko der Hiv-Übertragung von der Mutter auf das Kind deutlich zu senken. Bevor sich die werdende Mutter entscheidet, sollte sie eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt mit dem Schwerpunkt Hiv/Aids aufsuchen. Auch hier kann dir die Aids-Hilfe weiterhelfen.

Das seelische Gleichgewicht wird durch ein positives Testergebnis wohl immer stark beeinträchtigt - trotz aller Fortschritte in der Therapie. Die Gewissheit über diese eine, sicherlich große gesundheitliche Gefährdung droht vielleicht dich zu überwältigen. Du wirst Zeit brauchen damit leben zu lernen. Deine bisherigen Wertmaßstäbe und Zukunftspläne werden vielleicht jetzt unbrauchbar und müssen durch andere ersetzt werden. So schmerzlich das auch sein mag: Dich mit den Tatsachen in Ruhe auseinanderzusetzen kann dabei helfen, für dich selbst neue Ziele zu entwickeln. Das Beratungsangebot der Aids-Hilfe kann dir vielleicht helfen weiterzukommen. Vielleicht ist es auch sinnvoll, andere Menschen in einer ähnlichen Situation kennen zu lernen - hier wäre die PositHiven-Gruppe eine Möglichkeit.  Möglicherweise ist es auch sinnvoll, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Aids-Hilfe kann dir bei der Suche nach einer geeigneten Therapeutin oder einem geeigneten Therapeuten helfen.

Die Beziehungen zu anderen Menschen verändern sich durch den positiven Testbefund mitunter sehr drastisch. Auch fast zwei Jahrzehnte nach seinem Auftreten ist Aids in den Augen vieler immer noch eine "besondere" Krankheit. Wer hiv-positiv ist, muss sich nach wie vor mit zahllos Ängsten und Vorurteilen anderer herumschlagen - deshalb solltest du gut überlegen, wer davon erfahren soll. Andererseits ist es sehr entlastend, sich jemandem anvertrauen zu können.

In rechtlicher Hinsicht hat ein positves Testergebnis unter Umständen einschneidende Folgen: Der Abschluss von Lebensversicherungen und Darlehensverträgen wird erschwert oder unmöglich gemacht. In einigen Ländern wie China und den USA bestehen nach wie vor Einreisebeschränkungen für Hiv-Infizierte. Für bereits bestehende Versicherungen hat das Testergebnis in der Regel keine Folgen. Es gefährdet auch nicht die Sicherheit von Arbeitsverhältnissen. Bei Neueinstellungen darf das positive Testergebnis nicht zu einer Ablehnung führen; eine Aids-Erkrankung kann dagegen ein Ablehnungsgrund sein.

Mit einer namentlichen Registrierung ist heute in Deutschland nicht zu rechnen: Zwar werden alle positiven Testergebnisse in einer Zählstatistik erfasst, aber die Meldungen der Labors erfolgen anonym, also ohne Nennung des Namens. Registriert werden lediglich Alter und Geschlecht, die beiden ersten Ziffern der Postleitzahl und - soweit den Labors bekanntgegeben - der vermutete Ansteckungsweg. Es ist nicht möglich, aus diesen Angaben auf einzelne Personen zu schließen.

Auch mit einem positiven Testergebnis besteht weiterhin ein Hiv-Ansteckungsrisiko, wenn du die Regeln zum Schutz vor Hiv-Infektionen (vornehmlich Safer Sex und Safer Use) nicht kennst oder nicht anwendest. Du könntest das Hi-Virus auf andere übertragen und es besteht sogar - falls du schon länger in antiviraler medizinischer Behandlung bist - das große Risiko, dass es sich dabei um ein Virus handelt, das gegen die von dir verwendeten Medikamente resistent ist. Ebenfalls könntest du dich aber auch selbst mit einer weiteren Hi-Virus-Variante infizieren, die unter Umständen vielleicht auch über bestimmte Resistenzen verfügt, was die Möglichkeiten deiner weiteren medizinischen Behandlung einschränken würde. Es gibt also gute Gründe, auch als Hiv-Positiver auf  Safer Sex und Safer Use zu achten.
 


Quelle und in enger Anlehnung an: Will ich es wissen. Informationen und Überlegungen zum HIV-Test. Deutsche Aids-Hilfe e.V., 1999. Diese und andere Broschüren zum Thema gibt's auch in der Aids-Hilfe.

 

 




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